(Diese Kurzgeschichte ist der zweite Teil einer Trilogie, die von einem entschlossenen Bauern und seiner Rache an den Räubern aus Treve handelt.)
Der Attentäter und der Ochse (Teil 2)
(The Assassin and the Ox von Ubar Luther)
1000 Goldtarn.
Wollten sie von mir, dass ich einen Ubar töte? Nein, nur einen einfachen Brauer. Dieser Brauer musste den Ubar von Treve sehr verärgert haben. Dieser Brauer konnte kein einfacher Mann sein.
Der Ubar hatte einen der besten angeheuert um sicherzugehen, dass der Job richtig ausgeführt würde. Er hatte auch meine Diskretion angeheuert. Die Arbeit musste unbedingt verdeckt ausgeführt werden.
Sein Tod musste als Unfall erscheinen. Er durfte auf keinen Fall in irgendeiner Art verdächtig erscheinen. Ein Streit, ausgetragen mit der Armbrust oder ein Messer in den Rücken würde es nicht tun.
Aber ich war spezialisiert auf unschuldige "Unfälle". Darum wurde ich ausgewählt. Der Tod des Brauers würde kein Aufsehen verursachen.
Der Ubar hatte mir nicht gesagt, aus welchen Gründen er den Brauer tot sehen wollte. Er bemerkte jedoch, dass der Brauer niemanden getötet hatte. Er war nicht als gefährlicher Mann bekannt. Ich vermutete, der Brauer hatte den Ubar in irgendeiner Weise überlistet.
Treve hatte den Brauer lokalisiert. Ihre Spione waren in den meisten goreanischen Städten. Sie hatten wahrscheinlich das beste Spionagenetz auf Gor.
Der Brauer besaß ein kleines Haus auf dem Land außerhalb von Ar, vielleicht vierzig Pasang im Westen. Er lebte alleine und verbrachte auch die meiste Zeit alleine. Vielleicht einmal alle vier Monate wagte er sich in die Stadt. Sein nächster Nachbar war fünf Pasang entfernt.
Den Brauer zu töten würde einfach sein.
So einfach wie Niesen.
Ich flog meinen Tarn nach Ar um meine Basis einzurichten. Ich mietete ein Zimmer in einer Wohnanlage, etwas besser als der Durchschnitt. Dann stattete ich den kleinen Raum mit meinen eigenen Sicherheitsmaßnahmen aus.
Dann führte ich meine eigene Untersuchung über den Brauer durch, wobei die Geheimhaltung essentiell war. Sein Ruhm ging ihm voraus und einige waren recht offen darin, sein Leben zu erörtern.
Alle Daten die ich sammelte, bestätigen die Informationen aus Treve. Er war ein Einzelgänger. Er war wohlhabend und verbrachte den größten Teil seiner Zeit mit dem Experimentieren mit Pagarezepten. Gelegentlich verkaufte er eines seiner neuen Rezepte.
Die Tatsache, dass er alleine lebte, würde meine Arbeit so viel einfacher machen. Ich konnte mir die Zeit nehmen, den Tatort nach seinem Tod ordentlich zu präparieren. Niemand würde den "Unfall" in Frage stellen.
Wenn er starb, würde seine Leiche wahrscheinlich mehrere Monate nicht gefunden werden, vielleicht sogar noch später. Sie wäre dann weitgehend verrottet. Tiere hätten sich über seine Leiche hergemacht. Selbst wenn ich ihn offensichtlich töten würde, wäre sein Körper in dieser Zeit so verfault, dass niemand in der Lage wäre, die Todesursache zu bestimmen.
Ein Ausrutschen und ein Sturz würden ausreichen. Verschüttetes Paga würde den Boden rutschig machen. Der Brauer könnte auf dem Verschütteten ausrutschen, hinfallen und sich den Kopf an einer Tischkante oder sogar dem Boden anschlagen.
Ich würde die Tür einen Spalt offen lassen, damit die örtlichen Tiere leichter hereinkommen und seine sterblichen Überreste verspeisen könnten.
Ich schloss meine Vorbereitungen ab und machte mich auf den Weg zum Haus des Brauers. In der ersten Nacht kampierte ich auf dem Land. Ich wollte ausgeruht sein, wenn ich am Haus des Brauers ankam. Außerdem wollte ich erst zur zwanzigsten Ahn ankommen, wenn es dunkel wäre und der Brauer eingeschlafen.
Ich würde ihm den Kopf einschlafen und dann den Tatort so arrangieren, dass es aussah als wäre er gefallen.
Treve würde zufrieden sein.
Der Ochse
Ich lebte in meinem neuen Zuhause seit fast einem Jahr. Ich lebte alleine, aus freier Entscheidung. Ich lebte mit den Erinnerungen an meine Familie.
Ein Gedanke ging nie weit aus meinem Kopf. Wann würde Treve hinter mir her sein?
Ja, ich hatte sie besiegt. Ja, sie würden ihre Niederlage geheim halten wollen. Aber sie würden sich rächen wollen. Sie wollten meinen Tod.
Ich kannte die Geräusche der Nacht. Ich kannte die Schritte der Tiere, ihre nächtlichen Schreie, und die seltsamen Geräusche meines eigenen Wohnsitzes.
Ich schlief gut, jede Nacht, aber ich schlief leicht.
Als meine Ohren die Misstöne des Geräusches hörten, ein leichtes Kratzen, war ich sofort hellwach. Jemand war in meinem Haus.
Wer immer hereingekommen war, war gut, außergewöhnlich gut. Aber nicht perfekt. Sein Stiefel hatte nur leicht auf dem Holzboden gekratzt.
Und sobald ich mir seiner Anwesenheit bewusst war, konnte ich auch die anderen, fast unhörbaren Geräusche erkennen, die er verursachte.
Jemand, der so sehr versuchte, leise zu sein, hegte offensichtlich böse Absichten gegen mich.
Das musste Treve sein.
Sie hatten einen Fehler gemacht, nur einen Mann zu schicken. Auch wenn andere draußen warteten, war es immer noch ein Fehler. Ich konnte einen einzelnen Mann besiegen. Und ich war mir sicher, niemand außer mir kannte den Tunnel, den ich gebaut hatte und der von meinem Haus zu einer versteckten Stelle einen halben Pasang weg führte.
Im letzten Jahr hatte ich auch oft mit meinem Stock geübt. In meinen Händen drehte sich und wirbelte der dicke Holzschaft mühelos herum. Das Gewicht des schweren Temholzes war mir nie aufgefallen.
Da ich des Eindringlings bewusst war, konnte ich ihn überraschen und mit meinem Stock bewusstlos schlagen.
Der Stock lag neben meiner Liege. Ich griff nach unten und nahm ihn, so leise wie möglich. Ich rutsche aus den Fellen auf meiner Liege auf den Boden und bewegte mich ein paar Fuß weg. Ich ging in die Hocke und wartete auf meinen Möchtegern-Angreifer.
Treve hatte einen großen Fehler gemacht.
Solange sie mich alleine gelassen hatten, hatte ich meinen Mund gehalten. Aber jetzt würde ganz Gor von Treves Torheit erfahren. Sie würden zur größten Lachnummer der Welt werden.
Ich konnte genügend Einzelheiten nennen, damit mir geglaubt würde. Treve könnte alles, was sie wollten leugnen, aber die Geschichte würde sich verbreiten. Ihr Ruf würde beschädigt werden. Aber wahrscheinlich würden sie gar nicht leugnen. Ihr Ehrgefühl würde sie zwingen, zuzustimmen, dass sie entehrt wurden. Sie würden über ihren Heimstein nicht lügen.
Der Eindringling näherte sich. Ich stand mit meinem Stock bereit.
Die Zeit schien sich zu ziehen, jedes Ihn wie ein Ehn.
Der Attentäter
Ich schlich durch das Haus in den Schlafbereich. Als ich mich dem Durchgang näherte, konnte ich die Schatten auf der Couch erkennen.
Und auch den schwachen Atem von jemandem der im Raum stand, jedoch links von der Liege. Der Brauer schlief nicht. Er wusste, dass ich hier war.
Meinen ursprünglichen Plan konnte ich vergessen. Ich zog einen Dolch, die schwarze Klinge fast unsichtbar. Das glänzende Metall war zur Tarnung sorgfältig geschwärzt worden.
Ich würde ihm entweder die Kehle durchschneiden oder ihm ins Herz stechen müssen. Ich würde dann sicherstellen müssen, dass die Tiere seinen Körper bekamen. Vielleicht ein Sleen.
Ich betrat die Kammer, wachsam gegenüber dem, was mich links erwartete.
In der fast vollständigen Dunkelheit bemerkte ich einen Schatten, der leicht schwanke. Er war kein Krieger oder Attentäter. Er hatte nicht gelernt, stillzuhalten.
Ich schätzte den Abstand zwischen uns und bereitete mich vor, loszustürzen, um ihn zu überrumpeln.
Ich hatte den dunklen Stock nicht bemerkt.
Als ich den Brauer ansprang, schlug ich gegen den Stock. Der Brauer sicherte sich. Ich hatte die Initiative verloren. Die Überraschung war verschwunden.
Wir standen fast eine Ehn in der Dunkelheit. Jeder wartete darauf, dass der andere sich bewegte, seine Vorgehensweise festlegte.
Kämpfe in abgedunkelten Bedingungen erfordern oft andere Taktiken. Die Verteidigung war oft leicht. Lass den anderen Mann zu dir kommen.
Irgendwie hatte der Brauer das verstanden. Er war klüger, als ich ursprünglich vermutet hatte.
Ich respektierte diesen Brauer. Ich würde ihn jedoch immer noch töten.
Da ich mit einem Dolch bewaffnet war, musste ich in die Reichweite seiner Waffe kommen. Wenn er mich auf Abstand hielt, war der Vorteil auf seiner Seite. Ich würde schnelle Reflexe benötigen um zum richtigen Zeitpunkt zu handeln. Seine Waffe war langsamer als meine. Ich musste mich auf ihn stürzen, wenn er mit dem Stock zu einem Schlag ausholen würde.
Wenn er sehr geschickt mit dem Stock war, würde ich nur eine oder zwei Ihn haben, um zu reagieren.
Ich nahm an, dass er so geschickt war.
Aber diese Zeit würde für mich noch ausreichen.
Ich ging in die Richtung des Brauers, die Arme ausgestreckt, die Klinge auf ihn zeigend. Ich wartete auf seine Bewegung, bereit zu reagieren, sobald der Schlag vorbei ging.
Als ich näher kam, wartete er immer noch. Er war sehr clever. Er wollte mich nahe genug, damit meine Möglichkeiten zum Ausweichen beschränkt waren. Aber wenn er mich zu nahe kommen ließ, würde seine Taktik scheitern.
Ich wusste genau, wie nahe zu nahe war.
Und meine Füße überschritten diesen Punkt.
Er gehörte mir. Bald würde meine Klinge gefüttert.
Der Ochse
Er musste ein Attentäter sein. Er hielt einen Dolch und keinen Gladius. Er bewegte sich sicher im Dunkeln.
Und er hatte den Punkt überschritten bis zu dem ich mit dem Stock hätte schwingen und ihn schlagen können. Aber genau das war mein Plan.
Es war riskant, aber ich spürte das Glück. Ich hatte gehofft, dass er nicht viel Erfahrung mit dem Stock hätte. Die Männer gegen die er gewohnt war zu kämpfen, trugen Schwerter oder andere Klingen. Er würde meinen Stock wie ein Schwert behandeln.
Ich ließ ihn zwei weitere Schritte vorrücken. Dann stieß ich zu.
Wie mit einem Schwert kann man mit einem Stock zustechen und schlagen. Ich zielte auf sein Zwerchfell, um ihm die Luft aus den Lungen zu nehmen.
Genau in diesem Moment stürzte er los.
Hartes Holz traf auf weiches Fleisch und der Schlag wanderte durch die Länge des Stabs bis in meine Arme aber ich hielt stand. Ein direkter Schlag durch seinen eigenen Satz nach vorne.
Der Attentäter krümmte sich, nach Luft schnappend. Ich wirbelte den Stock in einem mächtigen Bogen herum und schmetterte ihn auf seinen Kopf. Er krümmte sich bewusstlos auf dem Boden.
Ich prüfte, dass er wirklich bewusstlos war und entzündete dann eine Laterne.
Ich fesselte den Attentäter und nahm ihm dann seine restlichen Waffen ab.
Was sollte ich jetzt tun? Der Attentäter würde nie über seinen Auftraggeber reden. Ich wusste jedoch, dass es Treve sein musste. Ich wollte ihn nicht foltern und ich wollte ihn auch nicht töten.
Was konnte ich tun?
Wenn ich ihn gehen ließ, würde er wieder versuchen, mich zu töten. Keine rechtliche Instanz würde ihn einsperren. Ich befand mich außerhalb der Gesetze von Ar. Ich war auf mich allein gestellt.
Ich musste Treve dazu bringen, vom Vertrag zurückzutreten.
Aber wie konnte ich mit ihnen Kontakt aufnehmen?
Wenn ich ihn hier ließ, würde er irgendwann entkommen. Ich konnte in dieser Zeit fliehen und die Nachricht von Treves Schmach verbreiten. Aber im Laufe der Zeit würde mich der Attentäter wieder finden.
Würde ich den Rest meines Lebens auf der Flucht verbringen wollen?
Nein!
Ich löste die Fesseln des Attentäters, gab ihm aber nicht seine Waffen zurück. Ich wartete darauf, dass er aufwacht.
Vielleicht zwanzig Ehn später begann er sich zu rühren. Es gab einen kurzen Moment der Überraschung auf seinem Gesicht, als er bemerkte, dass er nicht gefesselt war.
"Tal, Assassine. Willkommen in meinem Haus."
Der Attentäter setzte sich auf und starrte mich an. Ich hielt den Stock in der Hand, aber nicht in einer bedrohlichen Weise. Er beantwortete meinen Gruß und wartete auf meine nächsten Schritte. Er erkannte die Merkwürdigkeit der Situation.
"Ich nehme an, Treve ist dein Auftraggeber. Die Stadt ist mein einziger Feind. Ich habe nicht den Wunsch dich zu töten. Aber ich will mein Leben auch nicht als Gejagter leben."
Der Attentäter grinste.
"Ich will nach Treve gehen. Ich möchte diese Angelegenheit ein für alle Mal regeln. Benachrichtige deinen Auftraggeber und organisiere etwas. Es besteht keine Notwendigkeit, mich zu töten, wenn ich bereit bin, nach Treve zu gehen."
Der Attentäter entschied schnell. Er würde Treve benachrichtigen und mich dann an einen Agenten aus Treve ausliefern. Treve würde zufrieden sein.
Ein Geschäft wurde zwischen dem Attentäter und dem Ochsen abgeschlossen.
(Übersetzung von Fiasco)