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(Diese Kurzgeschichte ist der dritte Teil einer Trilogie, die von einem entschlossenen Bauern und seiner Rache an den Räubern aus Treve handelt.)

Der Ubar und der Ochse (Teil 3)

(The Ubar and the Ox von Ubar Luther)

Treve kam schnell, um mich zu holen. Ich wurde durch die Rarii, die mich festnahmen, sehr grob behandelt. Ich wurde streng gefesselt, geknebelt und bekam eine Kapuze für die Reise in die Gebirgsstadt Treve.

Endlich in Treve wurde ich in einem tiefen Kerker angekettet. Es war feucht, muffig und stank. Ich verlor den Überblick über die Tage die ich dort bleiben musste, während ich von brackigem Wasser und altem Brot lebte.

Einige Tage später wurde ich aus dieser Zelle geholt.

Ich wurde in einen saubereren Raum gebracht und an die Wand gekettet. Die Wachen verließen den Raum und ich war fast eine Ahn alleine.

Dann kam der Ubar von Treve herein.

Er war eine eindrucksvolle Person, ein erfahrener Krieger. Man sagte ihm nach, listig und hinterhältig zu sein. Es erforderte eine starke Hand, die Plünderer von Treve zu leiten. Er tat das seit fast fünfzig Jahren.

Ich erkannte den Zorn in seinen Augen. Meine Handlungen gegen seinen Heimstein hatten ihn wütend gemacht. Die Strafe für so eine Tat war extremste Folter, gefolgt von einer Hinrichtung. Ich war mir sicher, er dachte sich neue Foltermethoden nur für mich aus.

Er starrte mich an, schweigend und grimmig.

Ich musste meine Chance nutzen, um dieses Schicksal zu vermeiden.

"Lasst mich ganz direkt sprechen, denn ich wurde als Bauer geboren und bin ein einfacher Mann."

Der Ubar starrte mich weiter an und blieb still. Zumindest hörte er mir zu.

"Ich habe Treve zweimal geschlagen. Ich bin freiwillig nach Treve zurückgekehrt. Mich zu töten würde mich nicht besiegen. Mich zu foltern würde mich nicht besiegen. Das wäre zu einfach. Ich glaube es gibt einen besseren Weg. Ich biete Euch die Möglichkeit, mich wirklich zu schlagen, eine Möglichkeit, die Macht von Treve zu beweisen. Das ist jedoch nicht ohne Risiken."

Er hörte mir weiter zu, ohne auf meine Worte in irgendeiner Weise zu reagieren. Solange er schwieg, hatte ich eine Chance.

"Ich schlage folgendes vor. Ich bin ein Experte mit dem Stock. Ich schätze mich selbst gleichwertig mit jedem Krieger. Ich setze meine Fähigkeiten gegen den von Euch ausgewählten Meister. Wenn ich verliere, hat Treve mich besiegt und ist der endgültige Sieger. Wenn ich gewinne, lasst Ihr mich frei und belästigt mich nie wieder."

Ich wartete auf seine Antwort.

Der Ubar dachte über die Idee nach. Die Herausforderung appellierte an seine Kriegernatur. Er hatte mehrere erstklassige Wahlmöglichkeiten, alle hervorragende Schwertkämpfer. Sogar er selbst konnte sich der Herausforderung stellen.

Zehn Ehn vergingen.

Der Ubar drehte sich um und ging zur Tür. Er blieb vor der Tür stehen und sprach zu mir, ohne sich zu mir umzudrehen.

"Der Zweikampf wird bis zum Tod sein. Er wird in einer Hand stattfinden. Sprich deine Gebete an die Priesterkönige, denn in fünf Tagen wirst du durch eine Klinge aus Treve sterben.

Dann verließ er den Raum.

Ich lächelte, denn mein Plan hatte funktioniert.

Auf die eine oder andere Weise würde alles in fünf Tagen beendet sein. Ich hätte entweder meine Freiheit zurück oder einen schnellen und ehrenvollen Tod.

Meine Entführer holten mich aus diesem Raum und brachten mich in eine andere Zelle. Ich wurde nicht mehr angekettet und das Zimmer hatte einige Annehmlichkeiten. Sie gaben mir sogar einen Stock.

Die nächsten fünf Tage aß ich gut und verbrachte die meiste Zeit mit Übungen mit meinem Stock. Der Ubar wollte, dass ich in guter Verfassung für das Duell wäre.

An dem schicksalhaften Tag kamen sie und führten mich auf den Platz in Treve. Ein scharlachroter Kreis, dreißig Fuß im Durchmesser, war auf den Boden gemalt. Das würde unser Schlachtfeld werden. Ich wurde an den Rand des Kreises gebracht.

Die Straßen waren mit den Bürgern von Treve gefüllt. Es schien als hätte sich fast die gesamte Stadt für dieses Ereignis versammelt. Ich konnte sehen, wie in der Menge Wetten abgeschlossen wurden.

Der Ubar saß auf einem kurulischen Stuhl auf einer Plattform, von der er den Kampfkreis überblicken konnte. Die Holzkonstruktion war erst kürzlich eigens für diesen Anlass gebaut worden. Der Ubar würde einen perfekten Blick auf den Zweikampf haben. Ein paar seiner wichtigsten Berater standen neben ihm.

Der Ubar würde nicht mein Gegner sein.

Ich sah eine Gruppe von Kriegern mir direkt gegenüber, in der Nähe der Kreislinie. Die meisten umringten einen Mann, den berüchtigten Rask aus Treve, einen der schlimmsten Räuber.

Unsere Blicke trafen sich und er grinste mich an. Würde er mein Gegner sein? Konnte ich jemanden mit seinen Fähigkeiten besiegen?

Zur zehnten Ahn stand der Ubar auf und sprach zur Menge.

Er erzählte ihnen von diesem Zweikampf, sagte, dass er bis zum Tod ginge. Und er erklärte, dass es ein Kampf Stock gegen Gladius, Brauer gegen Krieger, Ar gegen Treve sei.

Die Menge verachtete mich, schmähte mich mit Flüchen und Beleidigungen.

Die Krieger aus Treve zogen sich vom Kreisrand zurück, nur Rask blieb.

Dann sagte der Ubar, dass auch der geringste aus Treve einen Brauer besiegen konnte. Der Ubar vertraute darauf, dass jeder aus Treve gewinnen konnte.

Mein Gegner kam aus dem Schatten, umklammerte seinen Gladius mit beiden Händen und näherte sich dem Kreis. Mein Feind war offensichtlich nervös. Mir war sofort klar, dass ich ihn besiegen konnte. Er würde keine echte Herausforderung für meine Fähigkeiten mit dem Stock sein.

Ich konnte Treve besiegen und meine Freiheit gewinnen.

Die Zuschauer waren von der Wahl des Ubars schockiert. Viele waren davon ausgegangen, dass Rask mein Gegner sein würde. Genau wie ich.

Doch der Ubar hatte meine Schwäche erkannt. Er wusste, dass ich dieses Duell nicht gewinnen konnte.

Vor mir stand Talen.

Mein Sohn, gerade zehn Jahre alt.

Der Adoptivsohn von Patrocles aus der Kriegerkaste.

Zum Teufel mit dem Ubar.

Ich konnte meinen eigenen Sohn nicht töten. Ich konnte aber auch nicht zulassen, dass er mich tötet, dass er einen Vatermord begeht.

Eine Situation in der niemand gewinnen konnte.

Der Ubar hatte mich geschlagen. Er hatte letztendlich doch gewonnen. Mein Glück war abgelaufen. Verdammt sei der Ubar.

Talen machte einige zaghafte Angriffe, die ich leicht blockierte. Das Publikum verstand nicht, was passierte und dachte, ich neckte das Kind, um es langsam zu quälen, wie in einem grausamen Spiel.

Sie wussten nicht, dass er mein Sohn war.

Wahrscheinlich wusste das niemand, außer dem Ubar.

Der Ubar spielte ein gefährliches Spiel. Seine Show konnte leicht nach hinten losgehen, wenn die Leute dachten, er schicke ein Kind auf die Schlachtbank.

Auch die Krieger schienen von dem Kampf stark verwirrt.

Meine Bitten an die Priesterkönige blieben unbeantwortet. Ich war auf mich allein gestellt. Gab es eine Lösung für mein Problem?

Ich prüfte meine Umgebung, schätzte Abstände, Winkel, Höhen und Hindernisse. Ich könnte einen der Zuschauer angreifen, vielleicht sogar Rask, und ihn zwingen, mich zu töten.

Doch ich konnte nicht zulassen, dass mein Sohn mich tötete und mit diesem Wissen leben musste.

Aber ich wollte Rache am Ubar, der diesen Kampf angeordnet hatte. Der Mann, der seinen Meistern nicht traute, mich zu besiegen. Der Mann, der einen Sohn gegen seinen eigenen Vater gesetzt hatte.

Dann erspähte ich eine winzige Chance.

Der Stock kann in einer Notsituation geschleudert werden wie ein Speer. Ein solcher Wurf ist ein Akt der Verzweiflung. Wenn man sein Ziel verfehlt, steht man ohne Waffe da.

Ich musste es versuchen.

Ich bewegte mich im Kampfring, wobei ich mich gegen die schwächlichen Angriffe meines Sohnes verteidigte. Ich prüfte mein Ziel, suchte eine Schwäche und wartete auf den richtigen Zeitpunkt zum Handeln.

Dieser Augenblick kam. Angetrieben durch eine einleitende Drehung schleuderte ich den Stock wie einen Speer. Das Projektil schoss durch die Luft in die Richtung seines Ziels.

Die Augen des Ubars loderten vor Wut, als er sich darauf vorbereitete, sich zur Seite zu ducken, um dem Geschoß auszuweichen. Seine Wut verwandelte sich in Freude, als er sah, dass der Stock viel zu niedrig geworfen wurde. Er war froh, dass ich nun ohne Waffe sein würde.

Aber ich hatte nie geplant, den Ubar zu treffen.

Der Stock traf sein beabsichtigtes Ziel und zerbrach einen hölzernen Pfahl, eine wichtige Stütze der Plattform des Ubars.

Anfangs erkannte niemand, was geschehen war. Sie alle glaubten, ich hätte den Stock auf den Ubar geworfen und ihn verfehlt.

Es dauerte noch ein paar Ihn, bis das Gewicht der Plattform auf die Stützen drückte und bemerkte, dass eine fehlte. Ein paar Ihn später brach die gesamte Struktur zusammen.

Der Ubar stürzte auf den harten Stein, brach sich den Schädel und starb fast auf der Stelle.

Im folgenden Durcheinander bin ich nicht geflohen. Ich blieb, wo ich war und mehrere Krieger fesselten mich schnell und legten mir Handschellen und Ketten an. Sie führten mich fort, in eine dunkle Zelle und schlugen mich unterwegs.

Mein Schicksal war jetzt sicher. Folter und Tod.

Aber ich hatte Treve ein drittes Mal besiegt.

Nicht schlecht für einen bescheidenen Bauern.

Epilog

Treve folterte den Ochsen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Er starb schließlich, während er in Öl lebendig gekocht wurde. Als er starb, dachte er an seine Familie und dass er sie in der Stadt des Staubes wiedersehen würde.

Die Papiere des Ubars verrieten alles über den Ochsen. Sie erzählten von dem ursprünglichen Überfall auf seinen Bauernhof. Sie berichteten, dass Talen sein Sohn war. Obwohl diese Informationen geheim gehalten wurden, gab es undichte Stellen. Patrocles erfuhr davon. Talen belauschte seine Eltern, die dieses Thema diskutierten und erfuhr die Wahrheit. Jedoch erfuhr niemand außerhalb Treve von dieser Sache.

Zehn Jahre später war Talen ein angesehener Tarnreiter. Er verschwand auf einer Routinepatrouille in der Nähe von Ar und man nahm an, dass er gefangengenommen worden war. Aber die Spione von Treve konnten nichts über seinen Verleib erfahren. Er war einfach verschwunden.

Denn wer hätte auch voraussehen können, dass er absichtlich verschwand? Wer hätte voraussagen können, dass er einen Hof kaufen und Bauer werden würde?

Talen verbrachte den Rest seines Lebens auf diesem Bauernhof. Er heiratete und hatte viele Kinder. In der Nacht erzählte er seinen Kindern die Geschichte ihres Großvaters, des Ochsen. Er erreichte, dass sie stolz waren, Bauern zu sein. Sie würden ihren Kindern die gleiche Geschichte erzählen. Die Legende des Ochsen würde nicht sterben.

Die Pfade von Talen und Treve kreuzten sich nie wieder.

Lang lebe der Ochse!

(Übersetzung von Fiasco)

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