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Der Wasserverkäufer: Eine Tahari-Fabel

(The Water Seller: A Tahari Fable von Ubar Luther)

Hört, meine Kinder, diese alte Geschichte aus der Tahari ...

Eine Geschichte von einem armen Wasserverkäufer, mutlos und niedergeschlagen, durch ein glückloses Leben.

Eine Geschichte von einem gefangenen Dschinn, der schließlich wieder seine Freiheit bekommt.

Eine Geschichte von der einmaligen Gelegenheit eines Mannes, sein größtes Verlangen erfüllt zu bekommen.

Es war einmal ...

In der Wüstenstadt Tor lebte Farad, ein verarmter Wasserverkäufer. Farads Wasserlieferant gab ihm nur das brackigste Wasser. Deshalb konnte Farad kaum genug Tarsks verdienen, um zu überleben. Eine Beschwerde bei seinem Lieferanten hätte ihn jedoch auch noch von dieser mageren Versorgung abgeschnitten. Das Glück hatte Farad vor vielen Jahren verlassen und er hatte sich seinem elenden Leben ergeben.

Eines Nachts hatte Farad einen Traum. Er sah sich selbst in die Wüste gehen, tiefer und tiefer in sie hinein. Und irgendwo, im brennenden Sand, stolperte er über ein Stückchen Glück. Als er erwachte, erinnerte er sich nur noch an die Grundzüge des Traums. Er konnte sich nicht erinnern, was er in der Wüste entdeckt hatte. Er wusste nur noch, dass es ihm viel Glück bringen würde.

Also nahm er am Morgen ein paar Feldflaschen mit Wasser, einige getrocknete Früchte und verließ Tor. Er ging in die Wüste, zu Fuß, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen. Er ging einfach nur in eine Richtung weiter.

Es war heiß an diesem Tag, wie fast immer, und es dauerte nicht lange, bis Farad seine Expedition bereute. Obwohl er versuchte, sein Wasser und seine Lebensmittel zu rationieren, wusste er, dass es nicht reichen würde, wenn er weiter immer tiefer in den Sand ging. Er fing an, sich für einen Narren zu halten, der einem dummen Traum vertraut.

Aber der Traum hatte sich so real, so echt angefühlt. Deshalb drängte es ihn weiter, während er versuchte die Hitze und seinen wachsenden Durst zu ignorieren. Er weigerte sich in Betracht zu ziehen, dass er den Tag nicht überleben könnte. Er würde seinen Traum verwirklichen. Weniger würde er nicht akzeptieren, obwohl sich langsam Zweifel in seine Gedanken schlichen.

Ahne vergingen und Farads Wasservorrat war aufgebraucht. Er trottete sehr langsam durch den Sand. Er fühlte sich kurz vor dem Zusammenbruch, wollte sich hinlegen und den vom Wind aufgefegten Sand das trockene Fleisch abnagen lassen.

Genau in diesem Moment erblickte er einen Schimmer gelben Metalls im Sand vor ihm. Er kicherte, da er annahm, dass er eine Fata Morgana gesehen hatte. Aber er ging trotzdem in diese Richtung.

Es schien eine weitere Stunde zu dauern, bis er die Stelle erreichte, an der das Metall im Sand glitzerte. Er griff nach unten und entdeckte ein Messingobjekt, das unter dem körnigen Sand vergraben war. Er begann zu graben, um diesen goldenen Schatz herauszuholen.

Als er fertig war, hatte er eine alte Messinglampe ausgegraben, dessen Deckel mit Wachs versiegelt war. Er konnte die Inschrift an der Seite der Lampe nicht lesen, da er Analphabet war. Aber er kannte die Geschichten die über diese Lampen erzählt wurden.

Solche Lampen enthalten manchmal Dschinn, Geister der Wüste. Die können gut oder böse sein, abhängig von vielen Umständen. Sie verdienten Respekt für ihre große Macht und wurden in der Tahari weithin gefürchtet. Manchmal, wenn man einen Dschinn aus seinem Gefängnis, wie dieser Lampe, befreite, würde er dankbar sein und einen Wunsch erfüllen. Zu anderen Zeiten würde der Dschinn nach seiner Befreiung einfach nur einen Wutanfall bekommen und alle töten, die in der Nähe waren. Das Öffnen einer solchen Lampe konnte deshalb sehr gefährlich sein.

Doch Farad hatte nichts zu verlieren. Er würde bald in der Wüste sterben, da sein Wasser verbraucht war und er keine Oase in der Nähe kannte.

Deshalb brach er das Wachs am Deckel der Lampe auf und öffnete sie.

Die nächsten zehn Ihn passierte gar nichts, aber dann flog die Lampe plötzlich aus Farads Händen. Eine trübe, menschliche Gestalt materialisierte aus der Lampe und stand Farad gegenüber. Die Gestalt war stehend doppelt so groß wie Farad und schien sogar die Sonne zu blockieren. Farad fiel auf seine Knie und betete für einen schnellen Tod.

Dann, mit einem dröhnenden Bass, sprach die Gestalt: "Du hast mich aus einer sehr langen Haft befreit. Ich bin dir unendlich dankbar für deine wohlwollende Handlung. Voller Dankbarkeit möchte ich dir einen Wunsch erfüllen. Was ist der Wunsch deines Herzens? Sprich einfach die Worte und es wird geschehen."

Farad war sprachlos. Er hatte sein Glück gefunden, genau wie in seinem Traum. Aber was sollte er sich jetzt wünschen? Was genau war sein Herzenswunsch?

Großer Reichtum? Ein Raum voller Goldtarns und Sereem-Diamanten? Ein Haus voll solcher Reichtümer? Gab es etwas, das er mit so einem Wohlstand nicht kaufen könnte? So ein Vermögen würde ihm viel Macht bringen. Er könnte sich den Zutritt zu einer Hohen Kaste kaufen. Er könnte hundert der besten Kajirae in der Tahari besitzen. Er würde nie wieder in seinem Leben arbeiten müssen. Er könnte sich einen guten Gefährten kaufen und es sich leisten, viele Kinder zu haben. Farads Gedanken wirbelten bei allen diesen Möglichkeiten. Das schien so grenzenlos. Warum sollte irgendjemand etwas anderes wünschen als Geld?

Aber dann schob sich ein anderer Gedanke in seinen Sinn, schlüpfte an dem gierigen Verlangen nach Gold und Edelsteinen vorbei. Gedanken an den Beginn seines Unglücks, an das Missgeschick, das vor zweiundzwanzig Jahren begann. Und an die Tatsache, dass der gesamte Reichtum Gors diese Angelegenheit nicht bereinigen könnte.

Farads Vater Hossain war ebenfalls ein Wasserverkäufer. Wie sein Vater vor ihm und der Vater seines Vaters genauso.

Hossain war ein strenger Mann, aber letztendlich gerecht. Trotzdem hatte Farad in den letzten zweiundzwanzig Jahren keine Gerechtigkeit erfahren. Farad war ein frecher junger Mann gewesen, getrieben vom Wunsch, ein Krieger zu werden. Er war fasziniert von der Ehre und dem Heldentum in den Erzählungen, die er über die Kriegerkaste hörte. Sein Vater hatte versucht, ihn von diesem Traum abzubringen. Das hatte Farad jedoch nur noch hartnäckiger und entschlossener versuchen lassen, Krieger zu werden. Farad lächelte und dachte an die Torheit der Jugend. Ihre Argumente wurden immer hitziger und eines Nachts war die Wut in Farad ausgebrochen. Er schlug nach seinem Vater, bespuckte ihn mit üblen Beleidigungen und sagte ihm, dass er ihn hasste. Farad verließ in dieser Nacht sein Heim und schlief bei einem Freund.

Am nächsten Morgen fühlte sich Farad schrecklich wegen des Streits mit seinem Vater. Er bedauerte alles, was er zu ihm gesagt hatte. Er hasste seinen Vater nicht. Er liebte ihn wirklich. Deshalb kam Farad nach Hause um sich bei seinem Vater zu entschuldigen und jede Strafe zu akzeptieren, die er für notwendig erachten würde.

Er wartete den ganzen Tag, wartete, bis sein Vater von der Arbeit zurückkäme. Aber Hossain kam an diesem Tag nicht wieder. Farad hatte bald erfahren, dass sein Vater an diesem Tag von Dieben erstochen worden war. Die Diebe hatten vielleicht zwanzig Tarskstücke vom Wasserverkäufer gestohlen. Und die Täter wurden nie festgenommen.

Farad lebte mit großer Schuld weiter. Dass seine letzte Begegnung mit seinem Vater so ein elendes Zeugnis seiner Undankbarkeit war, war für ihn fast nicht zu ertragen. Damit begann sein Leben im Unglück. Nach diesem Tag sollte ihm nichts mehr gelingen. Farad blieb Wasserverkäufer und lebte ein kümmerliches Dasein. Er konnte sich selbst nicht vergeben für den Hass, den er seinem Vater hinterließ, als Hossains letzte Erinnerung an seinen Sohn.

Farad liefen die Tränen über seine sandbedeckten Wangen als er zu der verschwommenen Gestalt des Dschinns aufsah. "Ich weiß, was ich will. Ich möchte zehn Ehn mit meinem Vater haben, damit ich ihn um Verzeihung bitten kann."

"So sei es.", verkündete der mächtige Geist.

Und mit einem Donnerschlag erschien Farads Vater vor ihm. Er sah genauso aus, wie in der Nacht als ihn Farad zuletzt gesehen hatte.

Farad senkte den Kopf und entschuldigte sich vielmals bei seinem Vater und versicherte seine Liebe zu ihm. Farad hätte nicht demütiger oder aufrichtiger sein können.

Und sein Vater verzieh ihm. Und er erzählte ihm, dass er nie schlechte Gedanken über seinen Sohn hegte, da er wusste, dass es sich um den jugendlichen Eigensinn gehandelt hatte, der Farads Worte angeheizt hatte. Er hatte Farads Liebe immer gekannt, durch seine Handlungen und Wörter. Dieser eine Streit hatte seine Meinung über seinen Sohn nicht verändert.

Hossain ging zu seinem Sohn, hob ihn auf seine Füße und Vater und Sohn umarmten sich. Eine Ehn später verschwand Farads Vater.

Farad lächelte jetzt, das Gefühl wahren Reichtums strömte durch seine Adern. "Ich danke dir", sagte er dem Dschinn.

Selbst der Dschinn war von Farads Wunsch berührt. Der Dschinn wusste, dass sich Farad in einer schlimmen Lage befand. Er konnte sehen, dass Farad in der Wüste nicht mehr lange durchhalten würde. Deshalb umhüllte er Farad mit seinem nebligen Körper und flog mit ihm durch die Lüfte.

Farad war sprachlos, als ihn der Dschinn quer durch die Wüste transportierte, schneller beschleunigend als jeder Tarn. Innerhalb einer Ahn hatte der Dschinn Farad vor den Mauern von Tor abgesetzt. Danach verschwand der Dschinn.

Farad eilte in die Stadt um nach Hause zu gehen. Er hörte es in seinem Beutel klingeln, ein Beutel der leer sein sollte. Neugierig griff er nach seiner Geldbörse und zog einen Goldtarn nach dem anderen heraus. Insgesamt fand er zehn Goldtarn. Völlig erstaunt stand er da.

Die Freudentränen flossen ihm über das Gesicht als er nach Hause eilte.

Es war Zeit, neu anzufangen, wieder zu leben. Das Gleichgewicht war wieder hergestellt. Die Schuld war verschwunden. Farad hätte nicht glücklicher sein können.

(Übersetzung von Fiasco)

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