Die Unterschiede (Schriftrolle 24)
(Gorean Differences von Ubar Luther)
Es gibt eine Reihe von Unterschieden zwischen Goreanern und Menschen von der Erde. Einige dieser Unterschiede sind subtil aber sie wirken sich stark aus. Die meisten der Unterschiede können dazu benutzt werden, das Rollenspiel zu verbessern, den Spieler goreanischer zu machen. Ich habe bei Neulingen auf Gor selten mehrere dieser Unterschiede bemerkt. Zu viele Leute spielen ihre Charas zu erdenähnlich. Mein Ziel ist es, eine Anzahl dieser Unterschiede aufzuzählen und zu erklären. Um so den Rollenspielern einen besseren Eindruck zu vermitteln, was es bedeutet, Goreaner zu sein. Ich hoffe, dass die Spieler anfangen werden einige dieser Dinge zu benutzen um realistischere goreanische Charas zu erschaffen.
Die meisten der Unterschiede von Erdenmenschen den Goreanern gegenüber sind eher kulturell als biologisch oder genetisch. Viele Goreaner sind terrestrischer Abstammung. Goreaner sind meist physisch etwas fitter und mental schärfer als Erdmenschen, wenn auch nicht grundsätzlich überlegen, sondern nur durch die Umstände bedingt. Die wichtigsten Unterschiede sind subtil und psychologisch. Erdenmänner sind schüchterner, schwankender, unterdrückt und mehr Schuldgefühlen und Angst ausgeliefert.
Das erste Wort, das ein Erdenbaby lernt ist meist "Nein", während das erste Wort, das ein goreanisches Baby lernt "Ja" heißt. Hier spiegelt sich der sehr grundsätzliche Unterschied der Lebensphilosophie von Erde und Gor. Die der Erde gründet sich auf der Ablehnung der menschlichen Natur. Gor basiert auf ihrer Erfüllung. Goreaner begrüßen ihre Instinkte. Gor akzeptiert die biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Männliche Dominanz ist bei Säugetieren vorherrschend durchgängig bei Primaten. Gor akzeptiert dieses Konzept und heißt es willkommen. Die Erde zieht es vor, dieses Konzept zu ignorieren und zu unterdrücken, um statt dessen Gleichheit für alle zu fördern.
Die goreanische Morallehre baut auf Ungleichheit, darauf, dass Individuen in vielerlei Hinsicht ziemlich unterschiedlich sein können. Es ist eine Morallehre von Herren. Diese Moral widmet sich der Eroberung und Herausforderung. Sie ermutigt Ehre, Mut, Härte und Stärke. Die Morallehre der Erde ist eine Morallehre von Sklaven, die behaupten, alle seien gleich. Das Ziel der goreanischen Morallehre ist es, Menschen frei und groß werden zu lassen.
Goreaner betrachten ihre Welt im Allgemeinen intensiver und persönlicher als Erdenmenschen. Die Erde betrachtet ihre Welt als im Wesen tot, die Goreaner die ihre als im Wesen lebendig. Sie achten auf ihre Welt und kümmern sich um sie. Sie lieben die Natur und die Landschaft, kennen oft die Namen zahlreicher Pflanzen und Tiere. Goreaner betrachten Waldbrände mit großem Entsetzen. Jemand, der einen Waldbrand legt, wird gejagt und lebendig verbrannt.
Rasse ist kein ernst zu nehmendes Thema für Goreaner, möglicherweise wegen der großen Vermischung der Leute. Gor besteht aus sehr vielen Rassen und keine davon wird als minderwertiger als eine andere betrachtet. Aber Sprache, Stadt und Kaste sind Themen großer Wichtigkeit auf Gor und bieten genug Gelegenheit für die Diskriminierungen, die menschliche Wesen so sehr erfreuen. Die hohen Kasten schauen auf die niederen herab. Jede Stadt schaut auf andere Städte herab. Diejenigen, die goreanisch sprechen schauen auf die barbarischen Leute, die es nicht können, herab.
Es gibt keinen goreanischen Begriff für "Land" im nationalen Sinn. Man denkt als Stadtstaat mit kontrolliertem Umland. Der Gedanke festgelegter absoluter Grenzen ist nicht goreanisch. Jede Stadt wird auf allen Seiten meist von unkontrolliertem Niemandsland umgeben.
Der Takt des Lebens in einer Stadt ist nicht hektisch. Manchmal, wenn die Sonne scheint, schließen die Männer ihre Läden, um auf die hohen Brücken zu steigen und den Himmel zu betrachten. Es gibt keinen so fanatischen Rhythmus des Lebens wie auf der Erde. Goreaner scheinen selten in Eile zu sein.
Kunst wird sehr ernst genommen. Sie wird als Bereicherung der Zivilisation betrachtet. Viele Künstler signieren oder kennzeichnen ihre Werke nicht, da sie glauben, dass die Kunst wichtig ist, nicht der Schöpfer. Künstler sind dankbar, dass sie ein Kunstwerk erschaffen dürfen. Goreaner lieben Schönheit und ihre Lieder sind Lobgesänge des Ruhmes darüber.
Goreaner sind sehr gesellig und lieben Gelage und Feiern. An einigen besonders phantasievollen Banketten kann es sein, dass die Sklaven ihre Garderobe, ihren Schmuck und sogar ihre Ketten mehrfach wechseln müssen, um zum jeweiligen Gang des Menüs passend zu sein. Goreaner besuchen häufig viele Veranstaltungen wie Spiele, Konzerte, Arenakämpfe und vieles mehr.
Goreaner achten akribisch auf ihre Kleidung und sind sehr stolz auf ihr Aussehen. Die meisten Kleidungsstücke sind einfach, locker mit fließenden Linien. Knöpfe werden für die Kleidung freier Menschen nicht benutzt. Sie wird einfach übergestreift oder durch Broschen und Nadeln gehalten.
Ehre ist wichtig für Goreaner, auf eine Art und Weise, dass Menschen der Erde es nur schwer verstehen können. Zum Beispiel finden Menschen der Erde es natürlich, dass Männer für Dinge wie Gold und Reichtum in den Krieg ziehen, nicht aber für die Ehre. Der Goreaner ist viel mehr gewillt, die Angelegenheiten der Ehre der Gerechtigkeit des Stahls zu unterwerfen, als die Angelegenheiten von Gold und Reichtum. Die einfache Erklärung dafür ist, dass ihm die Ehre wichtiger ist, als Geld.
Goreaner fühlen sich an die Tradition gebunden. Sie folgen alten Bräuchen und Wegen. Sie akzeptieren keinesfalls schnelle Erneuerungen oder Veränderungen.
Goreanische Männer können Gefühle ohne Scham wahrnehmen und ausdrücken. Es ist nicht unmännlich, öffentlich zu weinen. Selbst Kriegern ist es erlaubt, öffentlich solche Gefühle zu zeigen. Hab keine Angst zu weinen, wenn die Umstände es rechtfertigen.
Goreanische Feinde halten viel von einander, wenn sie geschickt sind.
Goreaner sind nicht dumm. Es ist schwer, sie mehr als einmal zu täuschen. Sie erinnern sich. Sie lernen aus begangenen Fehler und haben einen Sinn für Geschichte.
Viele Goreaner stehen sehr früh auf.
Handeln ist in den Märkten und Geschäften üblich. Es gibt keine festen Preise. Wenn Du etwas kaufen willst, mach daraus einen lebhaften Handel.
Goreaner ziehen selten Stahl, wenn sie ihn nicht benutzen wollen. Sie machen keine leeren Drohungen.
Die goreanische Hochzeit wird freie Gefährtenschaft genannt und unterscheidet sich von Hochzeiten auf der Erde auf verschiedene Weise. Die freie Gefährtenschaft dauert ein einziges Jahr und muss zur zwanzigsten Ahn des betreffenden Tages erneuert werden, oder sie erlischt. Freie Frauen ändern in einer freien Gefährtenschaft ihren Namen nicht. Ein spezieller Vertrag für die Gefährtenschaft wird üblicherweise geschlossen und regelt alle Details dieser Vereinigung.
Stühle haben besondere Bedeutung und man findet sie selten in Privatwohnungen. Sie sind wichtigen Personen wie Administratoren und Richtern vorbehalten. Die meisten Menschen finden Stühle unbequem. Goreaner sitzen üblicherweise entspannt im Schneidersitz. Frauen knien, auf ihren Fersen ruhend.
Die meisten goreanischen Gräber sind nicht gekennzeichnet, da man sich nicht um solche Dinge kümmert. Man glaubt, dass es die Taten sind, die nach dem Tod eines Mannes weiterleben. Egal wie unbedeutend oder klein man ist, man bleibt ein unauslöschlicher Teil der Geschichte. Beerdigungen sind sehr still, da zu solchen Gelegenheiten Worte nichts bedeuten, sondern nur entweihen oder beleidigen würden. Es gibt nur noch Stille, Erinnerung und Feuer. Viele wichtige Goreaner werden nach ihrem Tod auf Scheiterhaufen verbrannt und ihre Asche in Urnen gefüllt. Bei einem Tarnreiter kann es sein, dass seine Asche vom Rücken eines Tarn, möglicherweise über dem Thassa, verstreut wird.
Analphabetismus ist häufig auf Gor und wird nicht mit Dummheit gleichgesetzt. Die Lesefähigkeit folgt üblicherweise der Kastenstruktur. Viele Goreaner, besonders der niederen Kasten können nicht lesen. Viele Krieger ebenfalls nicht, oder sie tun zumindest so, als könnten sie es nicht.
Ein zweites Wissen, das Intellektuelle im Gegensatz zu einfachen Leuten besitzen, existiert auf Gor. Die niederen Kasten haben das erste Wissen, Teile und Lügen, die ihnen von den höheren Kasten beigebracht werden. Die niederen Kasten glauben, dass Gor eine Scheibe ist und wissen nichts über die Erde. Die höheren Kasten haben das zweite Wissen, das viele Wahrheiten enthält aber dennoch nicht vollständig ist. Wenige von hoher Kaste wissen um die wahre Natur der Priesterkönige und der Kurii. So gibt es fast ein drittes Wissen, das den Priesterkönigen gehört.
Viele Goreaner haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Die Dichter, Sänger und viele andere der goreanischen Kultur erinnern ungeheure Mengen an Geschichten, Gedichten und Liedern. Da viele Goreaner nicht schreiben können, müssen sie sich in vielen Dingen auf ihr Gedächtnis verlassen.
Kaissa, das goreanische Schach, ist ein sehr beliebtes Spiel. Fast alle zivilisierten goreanischen Männer, egal welcher Kaste, spielen. Es gibt viele Vereine und Wettkämpfe. Viele Goreaner können sogar ohne Brett, nur aus dem Gedächtnis heraus spielen.
Vielen Menschen der niederen Kasten widerstrebt es, ihren Namen zu enthüllen. Sie haben einen Rufnamen und einen echten Namen. Oft wissen nur sehr enge Verwandte den richtigen Namen. Dem Wissen um den echten Namen wird Macht zugeschrieben, die Möglichkeit diesen Namen in Flüchen und hinterhältigen magischen Ritualen zu verwenden. Die Mitglieder der höheren Kasten gebrauchen ihren Namen ungehindert, obwohl die Menschen der niederen Kasten glauben, dass es auch Rufnamen sind. Die meisten Leute nennen ihren Namen in Verbindung mit ihrer Stadt.
Viele Mitglieder der niederen und einige der höheren Kasten sind abergläubisch. Sie glauben, dass einige Menschen Gedanken lesen können. Sie glauben an Magie und erzählen Geschichten vom großen Zauberer im fernen Anango. Diese Abergläubigkeit kann schnell zu Leichtgläubigkeit werden.
Goreaner haben im Allgemeinen Kinder gern und verursachen ihnen kein Leid. Selbst Sklavenkinder werden selten misshandelt und erhalten viel Freiheit bis sie das Erwachsenenalter erreichen. Viele goreanische Kulturen verhalten sich sehr permissiv gegenüber Kindern.
Die Stabilisierungsseren sind eine lebensverlängernde Droge. Sie wurden vor etwa fünfhundert Jahren durch die Heilerkaste entwickelt. Deshalb ist niemand auf Gor, mit Ausnahme der Priesterkönige, älter als fünfhundert Jahre. Der Effekt des Serums ist eine endgültige schrittweise Veränderung bestimmter genetischer Strukturen, die zu einer unbegrenzten Zellerneuerung ohne Zerstörung des genetischen Codes führt. Das erlaubt den Goreanern außergewöhnlich lange zu leben. Diese Fähigkeit ist erblich. Aber sie betrifft alle Menschen in unterschiedlicher Weise. Manchmal wirken sie nicht, manchmal verschwindet die Wirkung nach nur ein paar hundert Jahren und mitunter beschleunigen sie auch den Alterungsprozess. Es wird als Recht aller Menschen, frei oder Sklave, betrachtet, die Seren zu erhalten. Deshalb erscheinen die meisten Menschen auf Gor jung und fit.
(Übersetzung von Phil)